Bioenergienutzung in den Bundesländern
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Information zu Fragen „Wie wird Energie aus Biomasse gewonnen?“ oder „Welche Verfahren gibt es zur Gewinnung von Bioenergie (Biogas, Blockheizkraftwerke, Pelletheizungen etc.)?“ finden Sie unter http://www.unendlich-viel-energie.de/erneuerbare-energie/biomasse2
Eine gute Übersicht zur bisherigen Bioenergienutzung in den Ländern sowie eine Abschätzung der möglichen Bioenergie-Beiträge 2020 bietet auch der "Potenzialatlas Bioenergie".
Alle Teikapitel der Publikation zum Download: www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/broschueren/potenzialatlas-bioenergie-in-den-bundeslaendern
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Die Branchenverbände zu Bioenergie bzw. Biogas sind unter folgenden Links erreichbar:
https://www.biogas.org/
https://www.bioenergie.de/
Stromerzeugung aus Biomasse
Die meiste elektrische Energie aus Biomasse (ohne Berücksichtigung des biogenen Teil des Abfalls) wird in den Ländern Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen produziert. Diese Länder verfügen gleichzeitig auch über die größte Landwirtschaftsfläche. Mit rund 9,5 Mio. kWh Strom aus Energiepflanzen, Holz, Gülle und Stroh im Jahr 2016 ist Niedersachsen dabei Spitzenreiter vor Bayern mit 8,7 Mio. kWh. Die meiste Biomasse-Leistung ist 2017 in Bayern (1.750 MWel) und Niedersachsen (1.632 MWel) installiert, relativ zur Fläche setzten jedoch Berlin und Hamburg mit über 200 kW pro km2 deutlich am stärksten auf die Biomassenutzung zur Stromerzeugung.
Biogas
Die Stromerzeugung aus Biogas ist die am weitesten verbreitete Unterform der Biomasseverstromung. Insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Bundesländern ist die Biogaserzeugung und -verstromung verbreitet, da dort regionale Anbauten oder Reststoffe aus den Betrieben zur Energieerzeugung gut genutzt werden können. So befindet sich in Bayern mit 3.805 Biogasanlagen (2018) ein Viertel aller deutschen Anlagen, die allerdings im Schnitt eine
deutlich geringere Leistung haben als etwa in Bremen oder Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch ist die größte installierte Biogas-Leistung mit rund 1.361 MWel
in Bayern, vor Niedersachsen mit 1.359 MWel, zu finden. Die Anlagen im Nordwesten Deutschlands produzieren im Ländervergleich mit etwa 7.270 Mio. kWh auch den meisten Biogas-Strom (2017). Beim
Anteil an der gesamten Stromerzeugung ist Mecklenburg-Vorpommern am weitesten,
hier wurden 2016 rund 14,1 Prozent des Stroms aus Biogas und damit deutlich mehr als
in den folgenden Ländern Thüringen (10,2 Prozent) und Niedersachsen, sowie Bayern (9,4 bzw. 8,1 Prozent) erzeugt. In Berlin, Niedersachsen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ist die Bedeutung des Biogas-Stroms an der gesamten Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am größten und liegt jeweils bei über 20 Prozent.
Biomethan
Biogas wird in den letzten Jahren zunehmend nicht nur direkt vor Ort verstromt, sondern auch zu Biomethan aufbereitet, dass chemisch dem fossilen Erdgas entspricht und so auch im Gasnetz gespeichert und in herkömmlichen Gaskraftwerken oder auch als Kraftstoff genutzt werden kann. Die Vorreiter bei der Biogasaufbereitung sind natürlich auch die Länder, die viel Biogas produzieren. Spitzenreiter ist jedoch nach Niedersachsen das ungleich kleinere Sachsen-Anhalt. Obwohl hier nicht die meisten Aufbereitungsanlagen stehen (hier führt Niedersachsen mit 35 Anlagen), gibt es im selbsbetitelten "Land der Frühaufsteher" mit einer Kapazität von 474.360 Normkubikmatern pro Tag (2014) die deutlich größten Möglichkeiten zur Veredelung von Biogas. Dabei stehen in Sachsen-Anhalt nicht einmal die im Schnitt größten Anlagen - hier führt das Saarland vor Mecklenburg-Vorpommern, wo es zwar nur eine Anlage, aber dafür eine mit großer Aufbereitungskapazität gibt.
Wärme aus Bioenergie
Den größten Anteil am Wärmebedarf hat die Bioenergie in
Thüringen und Brandenburg. Jeweils 27 Prozent der benötigten Wärme wurde 2011 aus
Biomasse bereitgestellt. Die Wärmeerzeugung aus Holz oder anderen Biomassearten kann sowohl in zentralen Biomasseheiz(kraft)werken als auch in dezentralen Anlagen direkt im Ein- oder Mehrparteienhaus entstehen.
In den privaten Haushalten kommen vor allem die vom
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) über das
Marktanreizprogramm (MAP) geförderten Pelletheizungen zum Einsatz. Führend beim
Heizen mit Holzpellets war im Jahr 2017 Bayern. Mit 2.420 Mio. kWh/a ging
über ein Drittel der deutschen Wärmeerzeugung (6.710 Mio. kWh/a) aus Pellets auf
das Konto der Freistaatler. Neben Bayern sind Pelletheizungen auch in anderen
waldreichen Bundesländern verbreitet. Insbesondere in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen,
Hessen und Rheinland-Pfalz wird diese klimaschonende Art der Wärmeerzeugung
genutzt. Aber auch Scheitholz-, Holzhackschnitzel- und Holzzentralheizungen gehören zu den immer beliebteren Heizungsanlagen, die klimaschonend und mit geringen Betriebskosten die heimischen vier Wände wärmen können.
Biokraftstoffe
Biomasse kann als Energieträger nicht nur für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden, sondern auch als Rohstoff für die Kraftstoffproduktion. Sowohl flüssige Kraftstoffe, also Bioethanol als Benzinersatz als auch Biodiesel sowie Biomethan als Substitution für herkömmliches Erdgas sind aus Biomasse erzeugbar. Da sich die Elektromobilität im Straßenverkehr aktuell noch auf einem relativ geringen Niveau befindet, sind die verschiedenen Biokraftstoffarten kurzfristig die einzige Möglichkeit für einen breiteren Einsatz Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor.
Das Zentrum der deutschen Biokraftstoffproduktion ist Sachsen-Anhalt:
Mit einer Produktionskapazität von 475.000 Tonnen Ethanol und über 633.000
Tonnen Biodiesel im Jahr 2017 ist das Land (beide Biokraftstoffvarianten
zusammengezählt) Primus in Deutschland. Die gesamte Biodieselproduktion beträgt in Deutschland 2017 über 4 Mio. Tonnen, weitere Spitzenreiter sind hier Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Bei Bioethanol, wo sich die Produktionsstandorte im Vergleich zum deutlich dezentraler verteilten Biodiesel nur auf wenige Länder konzentrieren, stellt
Sachsen-Anhalt nach wie vor alleine über die Hälfte der gesamtdeutschen
Produktionskapazität.
Die besten Ausgangsbedingungen zum Verbrauch von Bioethanol hat Niedersachsen, hier waren 2016 66 Tankstellen mit entsprechendem Angebot vorhanden. Aber auch in Bayern (30), Nordrhein-Westfalen (33) und Hessen (29) gibt es relativ viele Bioethanoltankstellen, wobei die Tankstellendichte mit Bioethanolangebot relativ zur Landesfläche in den Stadtstaaten am höchsten ist.